26. April 2024

Corona-Update! Denn irgendwie entwickelt es sich ein wenig anders, als gedacht. Vor ein paar Tagen noch war ich ziemlich zuversichtlich. Und ziemlich optimistisch. Ich dachte: Quarantäne? Wirbelt zwar alles durcheinander. Aber hat ja auch was für sich. Familienzeit. Echte Zeit für uns, ohne das ständige ‚ich müsste, sollte, könnte‘ im Nacken. Ich konnte dieser Ausnahmesituation echt was Gutes abgewinnen. Anfang der Woche fühlte es sich genau so an:

 

           

Und jetzt? Nicht mehr. Tatsächlich steht die Überlegung im Raum, doch auszureisen. Viele Bekannte haben das auch schon gemacht. Oder buchen gerade Flüge. (Auch das ist derzeit gar nicht so einfach. Und gar nicht so billig. Yeah.) Was aber hat sich geändert in den letzten Tagen?

Die Infiziertenzahlen steigen weiter, der ersehnte Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Und ständig werden auch hier in Shanghai neue Regelungen kommuniziert, die deutlich machen: Der Alltag rückt weiter in die Ferne. Die Compounds sind abgeriegelt. Wir kommen schon noch rein und raus, Besucher aber eben nicht. Das begünstigt natürlich die Quarantäne-Situation, erschwert das Sozialleben aber ungemein. An den Einfahrten warten Moped-Schlangen, denn Lieferanten sind keine Bewohner und dürfen also auch nicht rein. Das ist nun nicht wirklich ein Problem, aber ein sehr merkwürdiger Anblick. Und genau darum geht’s hier im Moment. Um ein diffuses Gefühl, das eben nicht objektiv Fakten bemüht oder Gefährdungslagen verifiziert – und das hin und wieder die Überhand gewinnt. (Und das anscheinend nicht nur bei uns hier, sondern auch bei Menschen, die plötzlich mit Gesichtsmaske durch München laufen oder sich in deutschen Zügen nicht neben asiatisch aussehende Menschen setzen. Ehrlich, was ist mit manchen Leuten los?) Denn wir haben eigentlich keine Angst vor Ansteckung, verhalten uns verantwortungsbewusst, tragen (wenn wir denn überhaupt mal rausgehen) Mundschutz und waschen und desinfizieren ständig unsere Hände. Und trotzdem schwingt es so mit, dieses Gefühl.

Mit Schuld daran: Fieberkontrollen. Ständig und überall habe ich so ein Gerät an der Stirn. So richtig verstanden hab ich es noch nicht, denn der Erreger lässt sich doch bereits weitergeben, wenn ich noch komplett symptomfrei bin…? Es soll wohl zeigen: Wir machen was, wir haben die Situation im Griff. Merkwürdig ist es trotzdem.
Vorgestern fiel uns die Decke auf den Kopf und wir trafen uns mit Freunden zum Frühstück.

Im Café: Fieberkontrolle, abgespecktes Angebot, keine anderen Gäste weit und breit. Malls haben teilweise geöffnet, die Läden drinnen sind dann aber fast alle dicht. Bei der Einfahrt ins Parkhaus: Fieberkontrolle, Zettel ausfüllen mit Namen, Kennzeichen, Telefonnummer und der gemessenen Temperatur.

Wir sind vorgestern mal durch die Stadt gefahren. In Lujiazui waren wir die einzigen Spaziergänger. (Normalerweise wirst du die Promenade quasi entlanggeschoben.) Alle Cafés waren zu, die Restaurants geschlossen, die Stadt wie ausgestorben. Da wären wir dann wieder bei diesem Gefühl, denn das alles wirkt auf uns so surreal. Wie Sonntage in Ingolstadt. Da bist du auch froh, wenn du es bis elf zum Bäcker schaffst und die letzten Brezen aus der Auslage bekommst. Nur hat das so gar nichts mit Shanghai zu tun.

Mit dieser Stadt, die niemals, wirklich niemals irgendwie zu Ruhe kommt. In der der Verkehr sonst nachts um drei noch dichter ist als gerade nachmittags um zwei.

Und dann noch: Die Mail der Deutschen Schule. Gerüchte verdichteten sich bereits vorher, über diverse Chats bekamen wir schon mit, dass andere internationale Schulen die bisher geplante Schließung bis 17. Februar auf Anfang März verlängert hatten. Wir bekamen die offizielle Nachricht dann kurze Zeit später. Bis zum 2. März bleibt unser Kindergarten dicht. Soweit der vorläufige Plan. Und die unbeantwortete Frage: Bleibt’s dabei? Unsere zwei Kita-Kids genießen noch immer ihre Ferien (Schulkinder bekommen jetzt online Aufgaben, die sie zu Hause bearbeiten müssen) und wir zwei Großen tun das auch. Alex wird aber am Montag wieder im Büro starten und dann beginnt die Durststrecke. Wäre da nicht Deutschland-Urlaub besser?

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2 Kommentare zu “2019-nCoV – Von Quarantäne und Ausreisegedanken

  1. Hi… danke für die Einblicke.
    Das klingt auch für mich alles unvorstellbar, ein leeres Peking kann ich mir fast gar nicht vorstellen – Verrückt alles!
    Seid ihr denn immer noch in Stadt, oder seid ihr ausgeflogen?
    Wenn nicht, was macht ihr tagsüber?
    Familienurlaub ist das Beste, aber fällt einem da nicht auch irgendwann die Decke auf den Kopf?

    LG Malte

    1. Hallo Malte!
      Wir sind noch in Shanghai. Allerdings reisen wir morgen aus. Denn ja – es fällt einem die Decke auf den Kopf! Hab gerad genau dazu einen Post gemacht. Schau gern mal rein!
      Viele Grüße!

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